Endurotraining Hechlingen 2014

26. – 27. April

6 Grappas haben bereits im Oktober 2013 für April 2014 ein 2-Tagestraining im Enduropark-Hechlingen gebucht. Für die bevorstehende Kroatientour sollen die Grundlagen des Offroad-Fahrens erlernt, bzw. vertieft oder aufgefrischt werden. Und da ich nicht so der Offroader bin, muß ich es erst lernen.

Also fahren wir Freitag mittags ins ca. 550km entfernte Hechlingen in Bayern, wo Samstag und Sonntag das Training stattfindet. 26 Hektar Schotter, Steine und Sand, Steilhänge und Waldwege gibt es hier, die befahren werden sollen. Schon bei der Ankunft Samstag morgens im Gelände tun sich erste Zweifel auf, ob das wirklich eine gute Entscheidung war, hier mitfahren zu wollen. Die Steilhänge schauen schon sehr unfahrbar aus.

FUN! Ja, das war es wirklich  dort drin stehe viele GS!  hechlingen04

Nach einer kurzen Begrüssung um 9:00 Uhr mit der Vorstellung der Instruktoren, werden die Gruppen eingeteilt. Einsteiger, Strassenfahrer ohne Geländeerfahrung und schließlich Fortgeschrittene sollen die drei Gruppen sein. Letztlich gibt es dann eine Einsteigergruppe und zwei Gruppen mit Fortgeschrittenen. Eigentlich wollte ich in die mittlere Gruppe, aber daraus wurde nichts, ich bin bei den Fortgeschrittenen. Na gut, wir werden sehen.

Begrüssung, Vorstellung und Instruktionen  warten auf den Beginn

Dann gehts auf zu den Motorrädern. Im Preis inkludiert ist für die beiden Tage eine BMW 1200 GS. Vor der Herberge der Motorräder stehen 40 fast neue BMW’s. Auf jeder ist der jeweilige Name des Teilnehmers aufgeklebt. Meine ist Weiß-Grau und hat die Nummer 34, mit 1220km am Tacho.

jeder hat für die 2 Tage sein eigenes Motorrad

Unsere Gruppe, bestehend aus uns 6 Grappa’s, zwei Schweizern und dem Instruktor ‚Freddy‘ begibt sich auf den Exerzierplatz. Sobald ein Stein unter den Reifen ist, wird stehend gefahren. Also fahren wir stehend einen großen Kreis. Freddy gibt uns die Übungen vor. Zuerst nur mit einer Hand, dann ein Bein wegstrecken, mit einem Bein am Sitz knien, dann mit beiden Knien am Sitz usw. geht es immer weiter im Kreis fahrend. Nach dieser ersten Einführungsübung will Franz wissen, wie man die GS eigentlich am Besten aufheben kann, also legt er seine mal kurz hin. Freddy erklärt und zeigt uns dann wie es funktioniert. Ist eigentlich recht einfach.

Sieg nach Punkten  hechlingen10  hechlingen09

Nachdem wir ja jetzt schon so gut sind, fahren gleich mal durch eine große Röhre in einen schmalen Waldweg, immer knapp am Zaun entlang. Über Wurzeln, zwischen Bäumen durch, kleine und größere Löcher, auf einer Wiese drehen wir um und das gleich wieder zurück. Nochmal durch die Röhre zurück auf den Platz. Erstaunlicherweise ohne Umfaller 🙂 Darauf folgt dann auch gleich eine weitere kleine Tour durch den höher gelegenen Teil des Geländes. Auch hier Waldwege, felsige Passagen, Schotterstücke bergauf, bergab.

auch da sind wir durch

Die Mittagspause wird dann im Forellenhof im ca. 3km entfernten Hechlingen verbracht. Mittagsbuffet ist inklusive. Während wir drin essen, beginnt es heftig zu regnen. Keine guten Aussichten für den Nachmittag. Außerdem hat Freddy vorgeschlagen, nach der Pause ein kleine Runde ins Umland zu machen und nicht wieder direkt auf der Straße zum Gelände zurück zu fahren. Da der Regen etwas schwächer wurde, fahren wir die Runde trotzdem. Durch den Ort, über Feldwege und Schotterstraßen. Bis zu dem schmalen Weg am Wald entlang. Falsche Technik und zu wenig Gas führen dazu, dass sich meine GS in der weichen Erde einmal kurz hinlegt. Gemeinsam wieder aufgestellt und ab in den schützenden Wald. Da wir zeitmäßig ein wenig überfällig sind, muß unser Instruktor im Stützpunkt Meldung machen. Trotz Regen war es eine schöne kleine Runde. Ein kleiner Vorgeschmack, wie es sein kann abseits der großen Straßen unterwegs zu sein. Kaum sind wir zurück hört der Regen auf und die Sonne kommt wieder hervor. Nachmittag stehen dann einige Bremsübungen an. ABS ausschalten und mit blockierender Hinterbremse stehen bleiben.Mittagspause Tag 1  Mittagsrunde Tag 1 (es regnet)  der Feldweg war dann doch zu rutschig

Und wieder ein Fahrt durch’s gesamte Gelände, über die Schotterwege in den Wald hinauf. Der Umgang mit dem ungewohnten Fahrzeug und dem eigenartigen Untergrund wird langsam etwas vertrauter. Die Scheu, dort zu fahren, fällt weg. Es hat ja bisher auch ganz gut geklappt. Außerdem ist es nicht das eigene Motorrad, was die Angst vor dem Umfallen wesentlich geringer macht.

Selfie am Waldweg  Erinnerungsfoto

Zum Abschluss des Trainingstages kommen wir noch in die ‚Sandkiste‘. Tiefer Sand, durch den man von einer Seite auf die andere gelangen soll. Auf diesem Untergrund bewegt sich die GS schon sehr eigenwillig. Falsch geschaut, zu wenig Gas und es gibt kein Weiterkommen mehr. Irgendwie komme ich durch, manchmal auch mit den Füßen am Boden.

so fährt man im Sand  so eher nicht  und so kommt man wieder raus

Um 16:45 Uhr haben wir den ersten Tag geschafft und uns ein köstliches Bier verdient. Verschwitzt, abgekämpft, aber mit einem Lächeln (so wie es unser Instruktor gerne hat).

Belohnungsbier nach Tag 1  da hat dann auch wieder die Sonne gescheint

Abends dann gemeinsames Abendessen im Forellenhof. Nach dem Buffet werden noch die geplanten Reisen des Veranstalters vorgestellt. Wenn jemand jetzt auf den Geschmack gekommen ist, nicht immer nur auf geteerten Straßen zu fahren, kann gleich der nächste Urlaub geplant werden.

nach dem Abendessen werden dann einige Endurotouren vorgestellt

Sonntag. Der Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Es regnet. Und so sollte es den ganzen Tag bleiben.

Tag 2: Regen!

9:00 Uhr, der erste Punkt im heutigen Trainingsplan: Aufwärmen. Gemeinsam machen wir vor dem Hauptgebäude einige Dehnungs- und Lockerungsübungen mit Musikuntermalung. Gut vorbereitet startet gleich die erste Runde wieder hinauf in den Wald. Diesmal ist natürlich alles naß und rutschiger. Aber nach dem einen Tag fühlt sich das Wegrutschen des Hinterrades schon beinahe normal an. Und mit ein bißchen mehr Gas macht es auch noch mehr Spaß 🙂

gemeinsames Aufwärmen mit Musik  Aufwachrunde in den Wald

Als nächstes steht dann das Bremsen bergab auf dem Programm. Mit der richtigen Technik und ABS-Unterstützung kann man auf dem Hang bergab auch sehr gut langsam fahren, bremsen und sogar stehen bleiben.

dann schon etwas steiler

Und da wir ja jetzt schon so gut bergab fahren können, meint Freddy wir können auch seinen Lieblingshügel hinauf fahren. Und der ist ganz schön steil. Er zeigt es vor und es sieht bei ihm relativ einfach aus. Aber der erste Versuch von Franz endet knapp vor der Kuppe und dort legt er sein Motorrad auch elegant ab. Wir belassen es bei dieser einen Fahrt und begeben uns in den Forellenhof zum Mittagessen.

der kann's  bei Franz fehlte 1 Meter

Zurück zum Gelände nehmen wir wieder den gleichen Weg wie bei unserer gestrigen Mittagsrunde. Dabei üben wir auch gleich freihändig fahren im Stehen. Unsere nächste Übung im Gelände ist dann Anhalten am Hang bei der Bergauffahrt, wenn es irgendwie nicht mehr weiter geht. Also rauffahren, Motor abwürgen und Finger weg von der Kupplung. Damit steht das Motorrad relativ sicher. Und dann mit kurzem Druck auf den Kupplungshebel immer ein kleines Stückchen zurück, bis man wieder in der Ebene ist. Manchmal klappt das nicht so ganz, also braucht man auch hier gute Tipps, wie man das Motorrad wieder in Bewegung bekommt.

Frank zeigt uns...  ...am Hang wieder aufrichtet  stehenbleiben am Hang...

Und dann waren da noch die Steilfahrten, die ja gleich beim Eintreffen am ersten Tag für ein ziemlich mulmiges Gefühl gesorgt haben. Jetzt ist also soweit. Zuerst noch ein paar Mal über die kleineren Hänge fahren, um das richtige Gefühl für den benötigten Gasstoß am Beginn und rechtzeitiges Wegnehmen am Ende zu bekommen. Wir wollen ja oben nicht abheben. Dann also los. Und es ist gar nicht so schwer wie befürchtet. Nur die lange, schräge Auffahrt wird dem Franz zum Verhängnis. Er kommt kurz vor dem ‚Gipfel‘ zu Sturz und verletzt sich am Handgelenk (am Montag stellt sich zum Glück heraus, es ist nur verstaucht).

da geht's aufi  liegt an der Kippe  und so wird sie richtig geborgen

kleines Andenken an Hechlingen, hoffentlich nichts schlimmes

Zum Abschluß machen wir noch eine ausgedehnte Runde durch die verschiedensten Abschnitte des Enduroparks. Es macht richtig Spaß die BMW, mit teilweise durchdrehendem Hinterrad, über die langen Wege hochzujagen.

Um 15:45 Uhr ist dann Schluss. Wir bringen die Motorräder in die Garage zurück und steigen alle mit einem gewissen Glücksgefühl ab. Alle Schwierigkeiten gemeistert. Im Hauptgebäude wird allen Teilnehmern eine Urkunde zur bestandenen Teilnahme am Endurotraining überreicht. Außerdem bekommt noch jeder ein T-Shirt zur Erinnerung. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Die Zweifel von Samstag sind verschwunden, die Hügel bezwungen und die Entscheidung, hier mitzufahren war eindeutig die Richtige.

Ende des 2. Tages Geschafft!

Bleibt nur noch die Frage offen: Wo ist Dakar?

Mehr Fotos gibt es hier!